Urban-Gardening-Manifest “Die Stadt ist unser Garten!”

Über 80 Garteninitiativen haben unter www.urban-gardening-manifest.de ein gemeinsames Manifest veröffentlicht. Es soll zur öffentlichen Diskussion über die Gestaltung der Zukunft der Stadt und über die Bedeutung von Gemeinschaftsgärten und Stadtnatur als Gemeingüter beitragen.

Die Initiatoren betonen, wie wichtig ein frei zugänglicher öffentlicher Raum ohne Konsumzwang für eine demokratische und plurale Stadtgesellschaft ist. Gleichzeitig fordern sie Politik und Stadtplanung auf, die Bedeutung von Gemeinschaftsgärten anzuerkennen und ihre Position zu stärken. Hier das Manifest als Video:

Jetzt mit Obstbaumgärten

margarethenwegWie wir in letzter Zeit schon öfters hier im Blog berichtet haben, betreut die Stadt Linz fünf Obstbaumgärten im Linzer Stadtgebiet. Aus Gründen der Erhaltung der Artenvielfalt historische Obstbaumsorten wurden 1998 am Freinberg verschiedenste Obstsorten inmitten einer artenreichen Streuobstwiese gepflanzt. Seitdem entstanden weitere vier Obstbaumgärten. Dadurch leistet die Stadt Linz einen Beitrag zur Erstellung eines Genpools für Obstsorten. Und als netter Nebeneffekt dürfen die Früchte zur Reifezeit gratis gepflückt und deren Fallobst geklaubt werden.

Jetzt haben wir diese fünf Obstbaumgärten auch endlich auf unserer Karte eingetragen. Im Gegensatz zu den über 2000 schon veröffentlichten Bäumen haben wir von von diesen leider keinen Baumkataster. Da unser Projekt ohne sie aber nicht vollständig wäre, haben wir uns entschieden die fünf Flächen auf unserer Karte einzuzeichnen. An der grafischen Darstellung arbeiten wir noch.

Die Infos die wir soweit zu den einzelnen Gärten haben, sind in den jeweiligen Detailseiten abrufbar. Uns fehlen noch Bilder zum letzten angelegten Garten am Kampmüllerweg, eure Beiträge sind herzlich willkommen.

KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERAHier ein Überblick über die fünf existierenden Obstbaumgärten:

Obstbaumgärten als „Bewusstseinsbildung für eine wertvolle Grundlage unserer Ernährung“

Dieser Artikel wurde von Dipl.-Ingin Barbara Veitl speziell für Linz Pflückt verfasst. Sie ist Leiterin der Stadtgärten Linz und gibt in diesem Beitrag einen persönlichen Einblick in die Geschichte und den Anspruch der Linzer Obstbaumgärten.

Obstbaumgarten Margarethen am Freinberg

Blick auf den Obstbaumgarten Margarethen am Freinberg

In den 90-iger Jahren hatte die Naturkundliche Station die Idee aus Gründen der Erhaltung der Artenvielfalt historische Obstbaumsorten zu pflanzen. Einige Jahre vergingen doch im Jahr 1998 fanden die Stadtgärten eine passende Fläche am Freinberg und der erste Linzer Obstbaumgarten entstand.
Er enthält auf einer Fläche von ca. 7.700 m² Apfel, Birne, Kirsche, Quitte, Maulbeerbaum und Wildobstgehölze inmitten einer artenreichen Streuobstwiese.

Wieder vergingen einige Jahre doch die Idee der Obstbaumgärten wurde in den Stadtgärten nicht vergessen sondern weiter verfolgt. Wir wollten alte Obstsorten für die Zukunft erhalten und sie auch der Bevölkerung nahe bringen.

Liste aller Sorten im Obstbaumgarten Margarethen am Freinberg.

Liste aller Sorten im Obstbaumgarten Margarethen am Freinberg.

Obstbäume und Obststräucher haben wir immer schon gepflanzt, aber hauptsächlich in Kindergärten und Schulen, denn wir meinen dass Obstgehölze ein wesentliches Element der Gartenkultur sind, das einfach zum vollständigen Spektrum auch der städtischen Gärten gehört. Auch viele Nussbäume wurden in die Linzer Parks integriert und die Nüsse werden gerne gesammelt.
Doch nicht immer waren Obstbäume willkommen, oft wurde der Wunsch geäußert sie wieder weg zu schneiden da sie Dreck machten.

So sind wir auf die Idee gekommen sie nicht einzeln in den Parks zu integrieren, da wir oft mit ansehen mussten wie dort schönes reifes Obst ungenutzt am Boden lag.
In eigenen Obstbaumgärten, an passenden Stellen so meinten wir würden sich solche Beschwerden nicht ergeben und wir hofften dass sich Menschen finden würden die das Angebot schätzten.

Denn auch der Obstbaum, ein Element der Gartenkultur mit langen historischen Wurzeln – manche Sorten sind ja Jahrhunderte alt – lebt nur weiter wenn seine Früchte von den Menschen geschätzt und angenommen werden.

Auch mir persönlich war es ein Anliegen Obstbaumgärten zu schaffen.

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Tafel des Obstbaumgarten Hummelhofwald

 

2007 war es wieder soweit, der Obstbaumgarten Hummelhofwald konnte auf einer Wiese im Park nahe dem Eingang Kefergutstraße gesetzt werden. Eine Klasse der Dr.-Ernst-Kore-Schule feierte mit uns die Eröffnung. Der Obstbaumgarten Hummelhofwald ist nur klein, auf einer Fläche von 1.500 m² wurden 11 Apfelbäume gesetzt. Doch besser klein als gar nichts. Später kam noch ein Maulbeerbaum dazu.

Noch kleiner war der im Folgejahr angelegte Obstbaumgarten Feuerwache Nord: auf 450 m² pflanzten wir 9 Apfelbäume und eine Zwetschke.

Update 2018: Der im Jahr 2008 angelegte Obstbaumgarten Feuerwache Nord ist NICHT mehr öffentlich zugänglich.

2009 folgte ganz in der Nähe der Obstbaumgarten Biesenfeld auf 1.000 m² mit 12 historischen Apfelsorten.

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Tafel Obstbaumgarten Biesenfeld

2013 wurde auf 11.000 m² der bisher größte Obstbaumgarten am Kampmüllerweg begründet, diesmal mit Schwerpunkt auf Steinobst – 55 Bäume – und viele Wildobstarten.

Alle Obstbaumgärten sind öffentlich ganzjährig zugänglich. Eine Tafel am Eingang gibt Aufschluss über die dort vorhandenen Obstsorten. Die Bäume selbst sind mit Etiketten gekennzeichnet.

Der Obstbaumgarten Freinberg steht schon im Ertrag. Bei den anderen muss man noch ein paar Jahre Geduld haben.

Ein Apfelbaum lebt etwa 100 Jahre. Die alten Sorten sind robust und gut an unser Klima angepasst. Sie brauchen wenig Pflege, erhalten aber von unseren GärtnerInnen einen Erziehungs- und Aufbauschnitt. Sonst wachsen sie von selbst.
In den vielen Sorten ist ein großer Genpool enthalten. Das könnte interessant und wertvoll werden wenn sich Klimabedingungen ändern, denn je größer die Vielfalt umso leichter die Anpassungsmöglichkeit.

Was möchten wir mit den Obstbaumgärten noch erreichen?
Für die Menschen, dass sie die Vielfalt des Obstes das bei uns wächst im natürlichen Umfeld kennen lernen können. Bewusstseinsbildung für eine wertvolle Grundlage unserer Ernährung
Kostenloses Ernteerlebnis (in Haushaltsmengen) von natürlich gewachsenem Obst frisch vom Baum. Erlebnis der unterschiedlichen Aromen, keine Sorte schmeckt gleich wie die andere, jeder findet sein Lieblingsobst.

Für Flora und Fauna: Futterquelle für Insekten, Vögel, Kleinsäugetiere, Standort von natürlichen Blumenwiesen als Lebensraum.
Nicht zuletzt dienen die Obstbaumgärten der Ausbildung unserer Nachwuchsgärtnerinnen und Gärtner.

Obstbaumgarten Margarethen am Freinberg

margarethenwegEin ziemlich einzigartiges Projekt zur Erhaltung alter Obstbaumsorten betreibt die Stadt Linz: In fünf Obstbaumgärten werden Sorten herangezogen die vom Aussterben bedroht sind. Durch Aufpfropfen von Zweigen ist es gelungen, vom Aussterben bedrohte Apfelarten, wie zum Beispiel „Kronprinz Rudolph“, „Geheimrat Dr. Oldenburg“ und „Kaiser Wilhelm“, heranzuziehen. Dadurch leistet die Stadt Linz einen Beitrag zur Erstellung eines Genpools für Obstsorten. Und ein netter Nebeneffekt: Die Früchte dürfen zur Reifezeit gratis gepflückt und deren Fallobst geklaubt werden.

tafelWir besuchten den ältesten dieser Gärten am Margarethenweg Richtung Zaubertal. Er wurde 1998 auf einer Größe von 7.700 m² angelegt und beherbergt ca. 100 Bäume. Neben den schon genannten Apfelsorten gedeihen dort seltene Birnensorten wie die „Gräfin von Paris“, sowie verschiedene Kirschensorten, Quitten, Mostbirnbäume und Wildobstgehölze. Er ist der einzige der bis jetzt Früchte trägt, die anderen vier Gärten im Hummelhofwald, bei der Feuerwache Nord, am Biesenfeld und am Kampmüllerweg wurden erst zwischen 2008 und 2013 angelegt.

flachs-gulderlingJeder Baum trägt eine Hinweistafeln auf denen der botanische Name, Herkunftsort sowie ungefähres Datum der Erstzucht erläutert werden. Im Bild das Sortenschild eines Tiroler Flachs Gulderling, gezüchtet um 1880 in Schwarz. Jedermann/-frau darf in Haushaltsmengen Früchte pflücken und Fallobst sammeln. Die Stadtgärten weisen darauf hin dass die Bäume und die Natur geschont werden müssen, so wie man es im eigenen Garten machen würde. Bei unserem Besuch haben wir schon heranwachsende Äpfel gesichtet, im Bild Prinzenäpfel.

prinzenapfelEine ausgezeichnete Initiative der Stadt Linz zur Erhaltung der Kulturlandschaft und der Biodiversität.

Anmerkung: Um mehr über alte Obstsorten zu erfahren, empfehlen wir die Obstdatenbank des BUND Lemgo die eine gute Sammlung von Bildern und Beschreibungen alter Obstsorten bietet. Aber auch Wikipedia hat Information zu viele seltene Sorten, hier zB. die Liste aller Apfelsorten.

Logbucheintrag Woche 2

Eine Woche nach dem Linzfest ziehen wir die erste Bilanz: Linz Pflückt ist erfolgreich gestartet! Wir hatten viele Besuche über die App und über die Webseite und viele Besucher haben sich als PflückerInnen registriert.

Kurz zur Statistik: Die App wurde bis jetzt hundertemale heruntergeladen und die Webseite hat sich nach Spitzenwerten von 400 Besuchen auf etwa 150 pro Tag eingependelt. Mittlerweile haben wir auch über 60 registrierte PflückerInnen die schon reichlich Bilder und Kommentare zu Bäumen gepostet haben.

Auch die Medien haben von uns Notiz genommen. Nach der Presseaussendung der Stadt Linz (auch über unsere Kollegen von der Freiraum App) erschienen neben diversen Blogs auch Artikel in den Salzburger Nachrichten, in den Oberösterreichischen Nachrichten, der Bezirks-Rundschau und in Heute.

FM4 sendete ein längeres Interview mit Linz Pflückt, hier zum Nachhören:

Auch Radio Oberösterreich bat um ein Interview, hier ein kurzer Ausschnitt:

Die Chefin der Linzer Stadtgärten, Barbara Veitl, freut sich über das Projekt und hofft auf eine schonende Nutzung der Obstbäume:

Update Medienberichte: „Ich habe mir selten so eine zuverlässige und gut durchdachte App hochgeladen“ heißt es am 2. Juni in der Kronenzeitung über Linz Pflückt.

Update FM ist eine monatliche Info Sendung rund ums Internet, Apps und Software auf Radio FRO 105,0 Mhz. Am 14. Mai sendeten sie einen ausführlichen Beitrag über Linz pflückt den ihr hier nachhören könnt: