Obst für alle auf OE1

Andrea Hauer gestaltete am 23. Juli für die OE1-Sendereihe „Moment – Leben heute“ zwei Beiträge zum Thema Obst für alle. Der erste Beitrag berichtet über die Initiative Obststadt Wiener Neustadt, im Anschluss geht es um die 2000 Obstbäume der Stadt Linz.

Hier der Beitrag zum Nachhören in dem auch Linz Pflückt genannt wir:

 

Obstbaumgärten als „Bewusstseinsbildung für eine wertvolle Grundlage unserer Ernährung“

Dieser Artikel wurde von Dipl.-Ingin Barbara Veitl speziell für Linz Pflückt verfasst. Sie ist Leiterin der Stadtgärten Linz und gibt in diesem Beitrag einen persönlichen Einblick in die Geschichte und den Anspruch der Linzer Obstbaumgärten.

Obstbaumgarten Margarethen am Freinberg

Blick auf den Obstbaumgarten Margarethen am Freinberg

In den 90-iger Jahren hatte die Naturkundliche Station die Idee aus Gründen der Erhaltung der Artenvielfalt historische Obstbaumsorten zu pflanzen. Einige Jahre vergingen doch im Jahr 1998 fanden die Stadtgärten eine passende Fläche am Freinberg und der erste Linzer Obstbaumgarten entstand.
Er enthält auf einer Fläche von ca. 7.700 m² Apfel, Birne, Kirsche, Quitte, Maulbeerbaum und Wildobstgehölze inmitten einer artenreichen Streuobstwiese.

Wieder vergingen einige Jahre doch die Idee der Obstbaumgärten wurde in den Stadtgärten nicht vergessen sondern weiter verfolgt. Wir wollten alte Obstsorten für die Zukunft erhalten und sie auch der Bevölkerung nahe bringen.

Liste aller Sorten im Obstbaumgarten Margarethen am Freinberg.

Liste aller Sorten im Obstbaumgarten Margarethen am Freinberg.

Obstbäume und Obststräucher haben wir immer schon gepflanzt, aber hauptsächlich in Kindergärten und Schulen, denn wir meinen dass Obstgehölze ein wesentliches Element der Gartenkultur sind, das einfach zum vollständigen Spektrum auch der städtischen Gärten gehört. Auch viele Nussbäume wurden in die Linzer Parks integriert und die Nüsse werden gerne gesammelt.
Doch nicht immer waren Obstbäume willkommen, oft wurde der Wunsch geäußert sie wieder weg zu schneiden da sie Dreck machten.

So sind wir auf die Idee gekommen sie nicht einzeln in den Parks zu integrieren, da wir oft mit ansehen mussten wie dort schönes reifes Obst ungenutzt am Boden lag.
In eigenen Obstbaumgärten, an passenden Stellen so meinten wir würden sich solche Beschwerden nicht ergeben und wir hofften dass sich Menschen finden würden die das Angebot schätzten.

Denn auch der Obstbaum, ein Element der Gartenkultur mit langen historischen Wurzeln – manche Sorten sind ja Jahrhunderte alt – lebt nur weiter wenn seine Früchte von den Menschen geschätzt und angenommen werden.

Auch mir persönlich war es ein Anliegen Obstbaumgärten zu schaffen.

tafel-hummelhofwald

Tafel des Obstbaumgarten Hummelhofwald

 

2007 war es wieder soweit, der Obstbaumgarten Hummelhofwald konnte auf einer Wiese im Park nahe dem Eingang Kefergutstraße gesetzt werden. Eine Klasse der Dr.-Ernst-Kore-Schule feierte mit uns die Eröffnung. Der Obstbaumgarten Hummelhofwald ist nur klein, auf einer Fläche von 1.500 m² wurden 11 Apfelbäume gesetzt. Doch besser klein als gar nichts. Später kam noch ein Maulbeerbaum dazu.

Noch kleiner war der im Folgejahr angelegte Obstbaumgarten Feuerwache Nord: auf 450 m² pflanzten wir 9 Apfelbäume und eine Zwetschke.

Update 2018: Der im Jahr 2008 angelegte Obstbaumgarten Feuerwache Nord ist NICHT mehr öffentlich zugänglich.

2009 folgte ganz in der Nähe der Obstbaumgarten Biesenfeld auf 1.000 m² mit 12 historischen Apfelsorten.

tafel-biesenfeld

Tafel Obstbaumgarten Biesenfeld

2013 wurde auf 11.000 m² der bisher größte Obstbaumgarten am Kampmüllerweg begründet, diesmal mit Schwerpunkt auf Steinobst – 55 Bäume – und viele Wildobstarten.

Alle Obstbaumgärten sind öffentlich ganzjährig zugänglich. Eine Tafel am Eingang gibt Aufschluss über die dort vorhandenen Obstsorten. Die Bäume selbst sind mit Etiketten gekennzeichnet.

Der Obstbaumgarten Freinberg steht schon im Ertrag. Bei den anderen muss man noch ein paar Jahre Geduld haben.

Ein Apfelbaum lebt etwa 100 Jahre. Die alten Sorten sind robust und gut an unser Klima angepasst. Sie brauchen wenig Pflege, erhalten aber von unseren GärtnerInnen einen Erziehungs- und Aufbauschnitt. Sonst wachsen sie von selbst.
In den vielen Sorten ist ein großer Genpool enthalten. Das könnte interessant und wertvoll werden wenn sich Klimabedingungen ändern, denn je größer die Vielfalt umso leichter die Anpassungsmöglichkeit.

Was möchten wir mit den Obstbaumgärten noch erreichen?
Für die Menschen, dass sie die Vielfalt des Obstes das bei uns wächst im natürlichen Umfeld kennen lernen können. Bewusstseinsbildung für eine wertvolle Grundlage unserer Ernährung
Kostenloses Ernteerlebnis (in Haushaltsmengen) von natürlich gewachsenem Obst frisch vom Baum. Erlebnis der unterschiedlichen Aromen, keine Sorte schmeckt gleich wie die andere, jeder findet sein Lieblingsobst.

Für Flora und Fauna: Futterquelle für Insekten, Vögel, Kleinsäugetiere, Standort von natürlichen Blumenwiesen als Lebensraum.
Nicht zuletzt dienen die Obstbaumgärten der Ausbildung unserer Nachwuchsgärtnerinnen und Gärtner.